Was machen eigentlich Orthopädieschuhmacher / Orthopädieschuhmacherinnen genau?

Ein kurzes Interview mit Christian Härdi zu Berufslehre:

Orthopädische Schuhe „kommen heute sehr modisch daher“. Wieviel Eigendesign und somit Kreativität ist bei der Herstellung von orthopädischen Schuhen möglich?

Die Herausforderung besteht darin, Kundenwünsche zu berücksichtigen und gleichzeitig die Funktionalität einer Versorgung zu gewährleisten. Modetrends fliessen ein und Designvorschläge werden von den Kunden geschätzt. Ja, da steckt sehr viel kreatives Denken drin.

Werden solche Massschuhe von A-Z durch den Orthopädie-Schuhmacher hergestellt oder werden sie aus „vorgefertigten“ Einzelteilen geschustert?

Massschuhe sind Einzelanfertigungen, individuell betreffend Form, Funktion und Modell. Darum können wenig vorgefertigte Einzelteile verwendet werden. Der Orthopädieschuhmacher stellt Schuhe von A-Z her, in aufwändiger, aber schöner, Handarbeit. Anzufügen ist, dass nicht mehr in allen Betrieben Schäfte (Schuhoberteil aus Leder) genäht werden. In den Grundzügen kennt der Orthopädieschuhmacher aber auch dieses Handwerk.

Worin bestehen eigentlich die täglichen Aufgaben eines Orthopädieschuhmachers?

Der Orthopädieschuhmacher stellt komplette Massschuhversorgungen her. Er versteht es herkömmliche Schuhe abzuändern und individuell anzupassen. Orthopädische Schuheinlagen kann er herstellen und kennt deren Korrektur- und Entlastungswirkung. Zudem hat er Einblick in die Orthesen- und Prothesentechnik und hilft bei der Kundenbedienung. Und natürlich kann er seine abgelaufenen Schuhe noch höchstpersönlich reparieren.

Gibt es besonders schöne Erlebnisse, die Ihnen geblieben sind?

Die Dankbarkeit der Kunden ist bei der Abgabe einer gelungenen Versorgung oft sehr direkt spürbar. Manchmal sind es kleine Dinge, welche Grosses bewirken. Erinnere mich gerade an den seitlich aufgenähten Steinbock auf den Massschuhen eines leidenschaftlich HC Davos Fans. Ein Steinbock, der viel Freude ausgelöst hat. Oder an die Postkarte eines Marathonläufers, der mit Hilfe einer raffinierten Einlagenversorgung sein Saisonziel erreicht hat, was wiederum uns sehr gefreut hat.

Welche Fertigkeiten braucht es in Ihrem Beruf?

Es braucht eine Kombination aus handwerklichem Geschick, einer gewissen Detailliebe, medizinischem Interesse, Einfühlungsvermögen und kreativen Lösungsansätzen. Zudem bieten moderne Anmesstechniken und Herstellungsmethoden viel erschlossenes und unerschlossenes Potenzial für Technikfreaks (vom 3D-Scan bis zum gedruckten Schuh).

Wenn Sie einen jungen Menschen von Ihrem Beruf überzeugen möchten, wie heisst Ihr Slogan?

Der Mix macht es aus: traditionelles Handwerk gepaart mit medizinischem Background, Technik vereint mit sozialer Komponente – ALL IN ONE.

Wie viele (Orthopädie)Schuhmacherbetriebe gibt es in der Schweiz? Wie viele Lernende werden ausgebildet?

Momentan sind ca. 45 Lernende – über die vier Lehrjahre verteilt – in Ausbildung. Es gibt rund 150 Betriebe, wenn Filialbetriebe und Mischbetriebe mit Orthopädietechnik dazu gezählt werden.

Weitere Informationen finden Sie hier:

http://www.beratungsdienste-aargau.ch/kurse-und-veranstaltungen/aargauische-berufsschau/berufe-im-fokus/orthopaedieschuhmacher.html

https://berufsberatung.ch/dyn/show/1900?lang=de&idx=30&id=3174

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